Der Bahnhof auf dem Tresen 2


Als Nachtrag zu unserem nun abgeschlossenen Trekking-Urlaub noch eine kleine Episode vom Sonntag, als wir uns mit Fahrrad und dem gesamten Gepäck durch Berlin fuhren. Der Tag wäre natürlich schöner gewesen, wenn wir die Fahrräder in Fahrradboxen abgestellt hätten, wo wir die voll-beladenen Drahtesel komplett hätten einschließen können, um anschließend Sightseeing zu machen. Leider haben wir schon am Vortag keine Fahrradboxen gefunden. Aber natürlich gibt es kompetente Touristinfo-Stationen – da wird man geholfen.

Martin: "Guten Tag …" (Das "Moin" habe ich mir nach zwei Wochen am letzten Urlaubstag endlich abgewöhnt.) "… können Sie mir sagen, wo wir hier in Berlin Fahrradboxen finden?"
Kompetenz: "Fahrrad- … was?"
M: "Fahrradboxen!"
K: "Was soll das sein?"
M: "Nun, wir sind mit unseren voll bepackten Fahrrädern hier und würden die gerne in Fahrradboxen einschließen."
K: "Davon habe ich noch nie gehört …"

Kein Problem, denke ich und warte schweigend, dass die Dame in irgendwelchen Unterlagen wühlt oder zum Telefonhörer greift, um jemand anzurufen, der noch kompetenter ist. Worauf allerdings die Dame wartet, als sie mich ebenso erwartetend anschaut, ohne anstalten zu machen, mir weiterzuhelfen, weiß ich auch nicht. Ich gebe auf und breche das peinliche Schweigen.

M: "Können Sie mir denn sagen, wo der Bahnhof Gesundbrunnen ist?"
K: "Ja, natürlich!" Natürlich, denke ich mir, ist hier gar nichts.
K: "Da nehmen sie am besten die U-Bahnlinie –"
M: "– wir sind immer noch mit dem Fahrrad hier …"
K: "Ach ja, na dann …"

Sie erhebt sich, um mit ihren kurzen Ärmchen auf den Stadtplan zu zeigen, der auf dem Tresen liegt. Der Tresen, der ihre Kompetenz und meine Unwissenheit trennt.

K: "Hier!" Sie zeigt auf eine Stelle oberhalb der Karte auf dem Holztresen.
M: "Ähhh?"
K: "Der Bahnhof Gesundbrunnen liegt im Norden, ist auf dieser Karte aber nicht verzeichnet."

Wieder tritt Stille ein, während ich auf Aktivität ihrerseits warte und sie sich erneut nicht rührt. Bevor es erneut zur peinlichen Pause kommt, fällt ihr doch noch ein, warum sie auf der Kompetenz-Seite sitzt:
K: "Am besten fahren sie die Chausseestraße immer weiter, da müsste dann irgendwann der Bahnhof Gesundbrunnen kommen."
M: "Vielen Dank!", sage ich. Weiß aber gar nicht, wofür ich mich bedanke.

Mit den Neuigkeiten, die eigentlich keine sind, bin ich nach draußen, wo Sonja unter dem Brandenburger Tor auf Neuigkeiten wartet. Das Ergebnis: Wir haben die Sightseeing-Tour mit voll-beladenen Fahrrädern gemacht und sind am Abend zum Bahnhof Gesundbrunnen gefahren – über die Brunnenstraße, denn die Chausseestraße hätte uns da nicht hingeführt.
 

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