CD-Rezension: Thees Uhlmann – #2
„Sie sammeln sich auf Feldern, auf denen noch der Nebel liegt, im ersten Morgenlicht“ – Nein, keine Metaphorik, kein Zynismus, nicht mal Ironie. Thees Uhlmann erfreut sich wie ein kleines Kind über die Zugvögel, die ein V am Firmament bilden. Und macht daraus eine Rockhymne.
Diese direkte Art zieht sich durch das komplette zweite Soloalbum des Hamburger Künstlers, der seinen Wohnort nach Berlin verlegt hat und eigentlich aus dem beschaulichen Hemmoor am östlichen Ende des Cuxlandes stammt. Zwischen ländlicher Idylle und dem Krieg der Großstadt sind dann fast zangsläufig seine Songs angesiedelt. Neben „Zugvögel“ kann nur ein Junge vom Land Songs wie „Der Fluß und das Meer“ oder eine modernisierte Kinderliedversion von „Ich gebe auf mein Licht“ schreiben. Auch die Faszination des Feuers, das alles andere vergessen lässt und außerdem noch die Wölfe verjagt, muss man als Kind(gebliebener) auf dem Land erlebt haben.
Kann so ein Landei Erfolg haben? Ja, das hat Thees Uhlmann mehr als ein Jahrzehnt mit der Band Tomte bewiesen und legt nun als Solokünstler nach. Den verkopften Balast von Tomte hat er dabei hinter sich gelassen und schreibt wohltuend frische Songs, wenn auch das Vokabular über das Leben in der Stadt erstaunlich militaristisch anmutet: Bomben, Krieg, Panzer, GI‘s verteilen sich über die Songs. Als Gegenpol kommt auch Jesus zu Wort, der ist zwar Penner, aber kennt den Weg zur Hölle und macht als Schreiner … äh, Zimmermann immer noch die Wunder.
Es gibt viel zu entdecken auf dem zweiten Solowerk, so wie die großen balladesken Momente in „Zerschmettert in Stücke“ und „Kaffee & Wein“.
Doch spätestens beim letzten Stück über den Laternenlauf von Kindern, wünscht man sich mit Thees auf dem Deich zu stehen, den Start der Zugvögel zu beobachten und ihnen nachzuschauen … „bis man das V nicht mehr erkennt.“





