Die Schmach von gestern konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen – die 100 Kilometer so knapp zu verfehlen. Also sind wir heute nicht nur die fehlenden Meter gefahren, sondern haben gleich nochmal 100 draufgesetzt. 103 Kilometer zeigte der Computer genau an, als wir den Campingplatz Brückenkopf in Wittenberg erreicht haben nach einer Nettofahrzeit von 6:25 Minuten. Überflüssig zu erwähnen, dass uns nach 13 Stunden im Sattel innerhalb von 32 Stunden mächtig die vier Buchstaben wehtun. Mir schmerzt zudem bei jedem Tritt seit gestern die Achillessehne, die mittlerweile auf die doppelte Dicke angewachsen ist (ein bisschen Mitleid kann nun nicht schaden).
Und nun die Geschichte, wie es dazu kam (also zu den zweiten 100 Kilometern nicht zu den Schmerzen, obwohl das eine das andere bedingt, aber lassen wir das an dieser Stelle). Gestartet sind wir mit dem Ziel Wittenberg in zwei Tagesetappen à 70 und 50 Kilometern zu erreichen. Das Vorhaben geriet in weite Ferne, nachdem wir anfangs überhaupt nicht in Tritt gekommen sind. Mit einem Durchschnitt von 13 km/h quälten wir uns nach Köthen, wo wir Pause auf dem ausgestorbenen Marktplatz machten. An Wochenenden verkriechen sich die Menschen dieser Region in ihre Häuser. Am Wetter kann es nicht liegen, denn mittlerweile wird es wärmer und geregnet hat es auch den ganzen Tag nicht (jetzt um 22.30 Uhr fängt es allerdings langsam an).
Auf unserer R1-Tour sind wir bisher nur wenigen anderen Radlern begegnet. Heute haben wir uns erstmalig ein kleines Wettrennen mit zwei Holländern geliefert, die wir erst vor Dessau aus den Augen verloren.
Dessau ist auch das Stichwort: Kurz vor Dessau entschieden wir uns auf den Elbe-Radweg auszuweichen, der die schönere Wegstrecke versprach und zudem Dessau umkurvte. An der Elbe angekommen, blätterten wir bei einem Stück Erdbeerkuchen nach gefahren 62 Kilometern (eigentlich nur 60, aber ich musste umdrehen, weil Sonja ihr Handschuhe verloren hatte) in unserem Routenplan und stellten fest, dass der Elberadweg viel schneller nach Wittenberg führt als der R1. Diese Info ließen wir uns telefonisch aus Rastede bestätigen und so beschlossen wir, statt 10 noch 40 Kilometer zu fahren.
Die Tour auf dem wirklich schönen und meist gut ausgebauten Elberadweg hat sich auch richtig gelohnt – bis auf die schon genannten Schmerzen. Sogar eine Fährfahrt war noch mit drin.
Um 19 Uhr erreichten wir die Lutherstadt, die wir nur kurz in Richtung Campingplatz durchquerten und an einem Ruhetag morgen richtig auseinander nehmen werden. Nun fallen mir aber auch wirklich gleich die Augen zu (und diese Schmerzen …) Gute Nacht!
PS: Zum Thema, was heute so kaputt gegangen ist: Stelle nie eine heiße Tasse Tee auf Deine Iso-Matte. Und wenn dir das doch passiert, du eine neue auf Kulanz bekommst, dann lerne aus diesem Fehler und stelle nie wieder etwas Heißes auf Isomatte. Ich hab’s nicht gelernt.






Elevation Profile: der Elberadweg scheint ja größere Höhenunterschiede zu haben, als die Strecken mit der Brockenhexe (wenn die linke Skala fehlen würde). Weiterhin viel Spaß und lasst Euch ein deftiges Luthermal schmecken.
Du hast zweimal Deine Isomatte durch einen spontanen Hitzeschock zerlegt? Chapeau – das muss man ja erstmal hinkriegen. Der Vorteil: Die Jungs im Outdoor-Geschäft kennen Dich schon, und Du musst das kleine Malheur nicht umständlich neu erklären…