„Geschüttelt oder gerührt?“ – „Seh‘ ich so aus, als wenn mich das interessiert?“ 1


Er ist zurück. Bond – James Bond. Aber genaugenommen ist er ist erst zurück, als der Abspannn nach 132 Minuten beginnt. Und wenn dann eingeblendet wird „James Bond will return“ ist das eigentlich understatement. Es müsste heißen „James Bond is born and will return“. Denn bis sich der Agent mit der Nummer 007 dem vermeintlichen Bösewicht Mr. Green mit „Bond, James Bond“ vorstellt, hat der neue Bond-Film wenig mit den bisherigen Verfilmungen des beliebten englischen MI6-Agenten zu tun. Und vorweg: Das ist gut so.

Keine Miss Moneypenny, kein „Q“ und seinen Wodka-Martini trinkt er lieber mit viel Grünzeug drin und will ihn Vesper nennen. Überhaupt ist Vesper ein Fremdkörper in einem Bond-Film. Eine intelligente Frau, die aber nicht besonders gut mit Waffen umgehen kann, das Töten verabscheut und – zum Graus alle Bond-Fans – James dazu bringt, sich in sie zu verlieben. Verliebt über beide Ohren ist 007 sogar bereit seinen Job an den Nagel zu hängen. Mit Bond hat das wenig zu tun, aber genau diese Neuorientierung bringt Spannung und Vielschichtigkeit in den Film. Bond tötet zwar einerseits ohne mit den blonden Wimpern zu zucken, aber Vesper – sein gutes Gewissen – appelliert an den letzten Rest Menschlichkeit in Bond. Ergebnis: Zum ersten Mal lässt Bond so etwas wie Gefühle zu. Aber zumindest Bond-Tränen bleiben den 007-Fans erspart. Dafür gibt es eine wirklich emotional gut-gemachte Sterbe-Szene im Film. Emotionalität im Bond-Film. Das geht und passt.

Passen tut auch sonst im Film einfach alles. Die völlig hirnlosen und dadurch langwierigen und langweiligen Action-Szenen der letzten Teile finden sich im neuen Bond nicht wieder. Merkwürdig lange benötigt Bond zwar, um seine Gegner in 1:1-Kämpfen zur Strecke zu bringen – fernöstliche Kampftechniken sind ihm entgegen der Filmmode nicht bekannt. Dafür erlebt man eine Rückkehr zu längst vergangenen Zweikämpfen, in denen Bond seine Gegner auch schon mal einige Treppen hinunten schleudert und erst im Erdgeschoss endgültig niederringt. Zuletzt gab es solche Szenen wohl bei Stirb Langsam I. Überhaupt lässt Bruce Willis grüßen, denn ähnlich demoliert sieht Bond in diesem Film häufiger aus. Doch neben den guten, kurz gehaltenen Action-Szenen – besonders die Eingangsszene in schwindelerregender Höhe ist endlich mal wieder äußerst gelungen – ist auffällig, dass Bond nicht mehr der smarte Winnertyp ist, der in allen brenzligen Situationen immer einen Plan-B parat hat oder sich mit einen Q’schen Gimmick befreit.

Auffällig häufig verliert Bond seine Kämpfe, seine Beherrschung und seine Frauen. Zudem lässt er sich aufs grausamste Foltern – er menschelt eben. Zwar bleibt er eine Tötungsmaschine, doch eine fehlerbehaftete, die Gefühle bei sich entdeckt und entdecken lässt.

Und es gibt noch mehr Positives zu berichten. Die Dialoge sind wieder hörenswert. Platte Bondsprüche gibt es weiterhin, doch die werden von Bond selber entlarvt und persifliert. Die Handlung ist allerdings weit entfernt typisch Bond zu sein: Es gibt nämlich eine. Sie fängt zwar spät an und die Logik erschließt sich häufig erst sehr spät, doch sie ist vorhanden. Zudem – und auch das ist neu – es geht richtig spannend zu. Der Zuschauer wird durch zahlreiche Wendungen überrascht und nicht alles ist vorhersehbar. Es wird mit James mitgezittert und mitgefühlt, bis zum Ende nach weit über zwei Stunden.

Was dem Bond fehlt, wird nicht vermisst: Platte Sprüche, die ernstgemeint sind; schwache Handlung und der völlig überflüssige Endkampf zwischen Gut und Böse. Das Ende ist wie gesagt eher ein Anfang und man freut sich schon auf den nächsten Bond. In der Hoffnung, dass solide dort weiter gearbeitet wird, wo bei diesem angefangen wurde.

Ein bißchen Bond steckt auch in Sascha

Sascha, Kathrin und Sonja waren am Freitagabend ebenso begeistert:

Die Cola wurde nicht geschüttelt eingenommen!
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Ein Gedanke zu “„Geschüttelt oder gerührt?“ – „Seh‘ ich so aus, als wenn mich das interessiert?“

  • Helline

    Da hat sich der Sascha extra lange nicht rasiert und sieht immer noch nicht so cool aus wie Daniel Craig. Habe heute in der Gala sehen müssen, wie Herr Craig noch vor zwei Jahren schmächtig durch London geschlurft ist. Nach 2 Jahren hartem Training konnte er sich den Badehosenauftritt im Film aber ja zum Glück erlauben. Also Sascha, ab ins Fitness Center!